
On a cup of coffee: Vertrauen
Heute hatte ich mal wieder Lust auf einen Kaffee und kam ins Gespräch mit einem jungen Mann. „Was bedeutet Europa für Dich?“ fragte ich noch ganz unbedarft. „Ehrlich gesagt, ich verstehe es nicht“, sagte er. „Wenn ich an Europa denke, kommen mir ein paar Begriffe in den Sinn: Bürokratie, Regelungswut, Intransparenz. Das ist gar nicht mal unbedingt meine Meinung“, fügte er hinzu. „Aber ich weiß auch nichts anderes darüber. Und im Netz lange nach Erklärungen zu suchen, dafür habe ich weder Lust noch Zeit.“
In der Tat wunderte ich mich, dass ich erst jetzt diese Position hörte. Aber so leicht aufgeben wollte ich nicht. Also fragte ich: „Interessierst Du Dich denn für nationale Politik? Dafür, was Deine Regierung macht? Und kennst Du Dich damit aus?“ „Nein“, erklärte er mit Blick auf seine Uhr. „Aber da habe ich Vertrauen, dass das schon seine Ordnung hat. Und die Politiker sehe ich ja auch häufiger im Fernsehen oder der Zeitung.“
Vertrauen also heißt eines der Schlüsselworte.
In verschiedenen Gesprächen hatte ich immer wieder gehört: Mir fehlt das Vertrauen in Europa, denn ich verstehe es nicht. Und ich habe nicht das Gefühl, dass alle tatsächlich das gleiche wollen und es daher schon gut werden wird. Eine Psychologin hatte mir einmal erklärt: Vertrauen ist nicht einfach da, es muss in einem längeren Prozess wachsen. Wenn Freunde und Bekannte ebenfalls Vertrauen in eine Person oder Sache setzen und darüber reden, hilft das. Aber Vertrauen entsteht erst durch positive Erlebnisse und durch Nähe, also der Auseinandersetzung mit dem Thema. Fehlt das, ist man erst einmal skeptisch bis ablehnend.
Mein Gesprächspartner hatte sich inzwischen verabschiedet Aber ich grübelte noch ein wenig weiter. Haben wir tatsächlich Vertrauen in Politik?
Oder sind die Erfolge populistischer Parteien in Frankreich, den Niederlanden, Deutschland letztlich ein Indiz eines Vertrauensverlustes? Geben wir Politikern, mit denen wir oft aufgewachsen sind aber dennoch einen Vertrauensvorschuss? Und wie kann man dies umkehren?
Bürokratie, darüber hatte der junge Mann sich geärgert. Aber Europa wird von Politikern geprägt, nicht von Beamten. Bürokratie, komplexe Regelungen — das sind nichts anderes als notwendige Voraussetzungen dafür, dass unser Miteinander funktioniert. Vor allem der Binnenmarkt, aber auch die gemeinsamen Grenzen oder bessere Regeln für die Umwelt. Klar, manches muss vielleicht nicht sein. Aber deshalb das Gesamtprojekt ablehnen?
Wichtig ist doch, dass unsere Grundorientierung stimmt. Dass Politiker klar kommunizieren, wie unser Miteinander am besten funktionieren kann. Und dass man über unterschiedliche Konzepte auch einmal streiten kann.
Dieses „wir“, es muss wohl erst wachsen. Unser Vertrauen, dass wir in die gleiche Richtung streben. Und gerade wächst es zumindest in Teilen, schaut man sich proeuropäische Demonstrationen an wie den „Pulse of Europe“ oder das Zittern um den Ausgang von Wahlen in Nachbarländern.
Trotzdem: Es wäre schön, näherzurücken. In der Tagesschau nicht nur ab und zu Jean- Claude Junker als Kommissionspräsidenten zu sehen, sondern auch Abgeordnete des Europaparlamentes, die zu Wort kommen. Europäische Dachverbände und Zivilgesellschaft, die es längst genauso gibt wie nationale Organisationen. Mehr zu erfahren, da hatte mein Gesprächspartner recht, ist nicht nur eine Holschuld.
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